Der Mazedonier

Das mazedonische Kleinpferd hat seinen Namen vom Hochland in Ex-Jugoslawien, wo es seit jeher als zähes, genügsames und für alle Arbeiten im bäuerlichen Bereich einsetzbares Nutztier galt. Seine Trittsicherheit im Gelände ist sprichwörtlich. Das heutige mazedonische Kleinpferd ist im Typ nicht sehr konsolidiert, weil jahrhundertelange Einflüsse an orientalischem, arabischem und auch Berberblut die Zucht entsprechend beeinflusst haben, ebenso die einheimische Blutzufuhr über das bosniakische Kleinpferd.

Unsere  Mazedonier gehören zur Rassegruppe des Balkanpferdes, das südlich der Save gezüchtet wird und stehen dem bosnischen Gebirgspferd nahe. Ihre Heimat ist eine karge, stark zerklüftete Gebirgsgegend mit rauem Klima, welche ein äusserst zähes, genügsames und leistungsfähiges Kleinpferd geprägt hat. In schwierigem Gelände aufgewachsen, ist es neben seiner Eignung als Gebirgsreitpferd vor allem ein unübertreffliches Tragpferd, das sich in kritischen Situationen und bei Schneegestöber den Weg selbst aussucht und dabei oft sogar die Führung seines Herrn übernimmt.

Im Zuchtgebiet des bosnischen Gebirgspferdes muss man zwei Typen unterscheiden: den Tarpan- und den Przewalsky-Typen. Die Tarpan-Typen standen mehr unter dem Einfluss des orientalischen Blutes. Daher rührt der edlere Kopf und der etwas feinere Knochenbau. Bei den Przewalski-Typen treffen wir grundsätzlich grobere Köpfe, teilweise auch mit Ramsnase. und einen derberen Knochenbau mit mehr Körpermasse an.

Besonders bei der Selektion auf grössere Körpermasse waren die Przewalski-Typen gefragt. Deshalb behält die Unterteilung in Tarpan- und Przewalski-Typen als Erbtypen auch weiterhin ihre praktische Bedeutung. Jede Rasse ist aber zu einem beachtlichen Teil doch das Produkt der Scholle. Dies sieht man besonders klar innerhalb der Zucht des bosnischen Gebirgs-pferdes, dieser noch naturnahen Rasse. Die üppigen Weiden der Romanija in Bosnien formten ein grösseres und kräftigeres Pferd, das als Glasinac-Stamm bezeichnet wird. In der Herzegowina dagegen, wo die Vegetation wegen der Sommerdürre recht spärlich ist, entstand ein kleinerer Podvelez-Stamm mit einer Widerristhöhe von maximal 135 cm.

Analog verhält es ich bei unseren in den Jahren 1973/74 aus Mazedonien importieren Kleinpferden. Diese Gebirgsrasse ist während Jahrhunderten stets wechselnden Einflüssen aus dem Orient ausgesetzt gewesen. Die spärliche Vegetation und die Armut der Bevölkerung hinterlassen nachhaltig ihre Spuren. Der rauhe und wenig einfühlsame Umgang im Ursprungsland seit vielen Generationen hat zu tiefem Misstrauen dieser Pferde geführt. Dieses Misstrauen wird ihnen schon in früher Jugend von den Eltern weitergegeben. Denn auch bei uns bleibt es erhalten, wenn die Fohlen nicht frühzeitig in eine fremde Herde kommen.

Jürg Scherrer

Rassebeschreibung 

                                                                                                    

"Jadran", 1990 / gekört 1994
(ist seit einigen Jahren Wallach)

Grösse Tarpan-Typ bis ca. 135 cm Stockmass; Przewalsky-Typ bis ca. 145 cm Stockmass
Farbe   Alle, ausser Schecken; vorwiegend braun und dunkelbraun, aber auch Füchse, Schimmel, Rappen
Kopf  Länglich, schlank, von orientalischem Einfluss geprägt beim Tarpan-Typ; kräftig, mit breiter Stirn und derberen Konturen beim Przewalski-Typ; grosse, lebhafte, dunkle Augen; Ohren hoch angesetzt.  
Hals  Ausgewogen, kräftig, mittellang mit üppigem Behang
Körper  Schulter schräg und gut gelagert; Rücken gerade und kräftig; Kruppe mittellang und oft abfallend; Brust oft schmal; gute Rippenwölbung; sehr dichtes Haarkleid
Fundament Feine, trockene Beine beim Tarpan-Typ; kräftige, trockene Beine beim Przewalsky-Typ; oft kuhhessige Stellung der Hinterhand; extrem harte und enge Hufe
Bewegung Flache aber fleissige Bewegung mit gutem Schub
Temperament Sehr aufmerksam
Verwendung Vielseitig einsetzbar im Freizeitsport
Besonderes Sehr genügsam; leichtfuttrig; zäh und ausdauernd; vorsichtig; sprichwörtliche Trittsicherheit

 
Mazedonier-Bildergalerie

Bild 1: Claudia Keller mit Hengst Jadran an der Freizeitreiterprüfung in Frauenfeld
Bild 2: Jadran & Achajo / Besitzerin: Claudia Keller
Bild 3: Rano, reiner Mazedonier des ursprünglichen Typs von Razbojnik und Malina / Besitzerin: Elsbeth Wieland
Bild 4: Grainne O'Sheehe, 50% Part-Bred Mazedonier von Sean O'Sheehe (CH) und Zena / Besitzerin: Daniela Thomi
Bild 5: Jennifer O'Sheehe, 75% Part-Bred Mazedonier von Grainne O'Sheehe und Boby / Besitzerin: Karin Gehrig
Bild 7 und 8: Iljuscha, 4-jährig, von Jadran und Ilona, reiner Mazedonier / Besitzerin: Daniela Thomi
Bild 9: Daniela Thomi mit Jennifer O'Sheehe an der Freizeitreiterprüfung in Frauenfeld
Bild 10: Zuchtstute Ilona mit Stutfohlen Iljuscha, beide reine Mazedonier / Besitzer: Margrit und Hermann Imhof
Bild 11: Zuchtstute Ilona mit Stutfohlen Irinia / Besitzer: Margrit und Hermann Imhof
Bild 12 und 13: Imhof's Mazedonier auf der Weide und an der Tränke
Bild 14: Präsentation der Zuchtstuten mit Fohlen an einer Veranstaltung
Bild 15: Jadran als Therapie-Pferd
Bild 16: Claudia Brühlmann ist ausgebildete Reit-Therapeutin
Bild 17 und 18: Rano's jüngste Reiterin: die kleine Caroline

Weitere Bilder von Mazedoniern sind zu finden unter "Veranstaltungen / Archiv / Veranstaltungen 2002 / Ponyschau Aarberg"

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